Grenzen des Hörens

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((english below))

Wie klingt das Politische? Auf welche Weise werden Macht und Widerstand hörbar? Mit welchen Begriffen lässt sich eine Theorie des Akustischen entwickeln, die diese Kräfteverhältnisse berücksichtigen kann? Grenzen des Hörens widmet sich jenen verdrängten Seiten des Hörbaren, die als Lärm, Rauschen, Geräusche und Störungen vernehmbar werden und die sich mit dem englischen Wort Noise zu einem differenziellen Begriff zusammenfassen lassen. Ausgehend von Noise als einem subkulturellen Genre, das die traditionellen Parameter der Musik dekonstruiert, wird der Begriff bis in Diskurse der Akustik, Thermodynamik und Informationstheorie nachgezeichnet und eine politisch-ästhetische Theorie des Auditiven entworfen. Dabei stützt sich die Arbeit auf die im angloamerikanischen Sprachraum erschienenen Schlüsseltexte zu Noise, deren Kernthesen so erstmals in einer deutschsprachigen Publikation versammelt werden. Der philosophische Ansatz wird in einer Auseinandersetzung mit den Protagonisten des Poststrukturalismus und der kritischen Theorie entwickelt: Spuren von Noise werden in der Dekonstruktion Jacques Derridas, in den Arbeiten von Jean-Luc Nancy, Gilles Deleuzes Differenzphilsophie und der Ästhetischen Theorie Theodor W. Adornos aufgespürt.
Ein zentrales Konzept der Arbeit ist das Auditive Feld des Sozialen, als ein begriffliches Tableau konzipiert, auf dem das Politische hörbar wird und auf dem Sound und Noise in einen Widerstreit treten – nicht als antagonistische Prinzipien, sondern als Bezeichnungen und Zuschreibungen, die ihre Plätze tauschen können und die sich mit Machttechniken und Widerstandskonzepten verknüpfen lassen. Eine kritische Ergänzung zu den Sound Studies, die Geräusche und Lärm als irreduzible Bestandteile des Alltagslebens und der Musik beschreibt und einen Hörraum abseits der glatten Fassaden des Sounddesigns erschliesst.

Mein Buch Grenzen des Hörens. Noise und die Akustik des Politischen ist erhältlich und kann u.a. bei Transcript bestellt werden.

Hier eine überarbeitete Version des dritten Kapitels als radiophonische Vorlesung:

What is the sound of the political? In what ways do power and resistance become audible? What terms can be used to develop a theory of the sonic that can take these power relations into account? Limits of Hearing is dedicated to those repressed sides of the audible that become perceptible as noise – both an acoustic phenomenon and a differential concept. Starting from noise as a subcultural genre that deconstructs the traditional parameters of music, this concept is traced to discourses of acoustics, thermodynamics, and information theory, and a political-aesthetic theory of the auditory is sketched. The work is based on the key texts on noise published in English, whose core theses are gathered together for the first time in a German-language publication. The philosophical approach is developed in an examination of the protagonists of post-structuralism and critical theory: traces of Noise are found in Jacques Derrida’s deconstruction, in the works of Jean-Luc Nancy, Gilles Deleuze’s philosophy of difference, and Theodor W. Adorno’s Aesthetic Theory.

A central concept of the work is the Auditory Field of the Social, conceived as a conceptual tableau on which the political becomes audible and on which sound and noise enter contestation – not as antagonistic principles, but as designations and attributions that can exchange places and be linked to techniques of power and concepts of resistance. A critical complement to Sound Studies, which describes sounds and noise as irreducible components of everyday life and music and opens up a listening space beyond the smooth facades of sound design.

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